Am gängigsten ist die Vorstellung von Hingabe in der Liebe und in der Sexualität. In einer Liebesbeziehung geben sich die Partner einander hin, lassen sich aufeinander ein, verschmelzen zeitweise miteinander. Wer sich hingibt, der gibt alles Festhalten an sich selbst auf. Er kann sich selbst verlieren, weil er weiß, dass er in liebende Arme fällt. Wer einen anderen Menschen liebt, der gibt sich ihm hin. Er möchte gar nicht ganz bei sich bleiben. Er möchte beides: bei sich und beim anderen sein. Solche Hingabe ermöglicht die Erfahrung eines neuen Reichtums. Wer sich an den geliebten Menschen hingibt, wird von seiner Liebe so sehr beschenkt, dass er sich reicher und lebendiger fühlt als zuvor. Hermann Hesse bringt dies auf die einfache Formel: „Wer lieben kann ist glücklich!“
Diese Form der Hingabe findet ebenso in der liebevollen Sexualität statt. Hier können wir uns ganz hingeben, hier erleben wir auf wunderbare Weise Einheit: Wir fühlen uns, wir fühlen den anderen, wir fühlen die eigene Lust und die Lust des anderen, alles gleichzeitig.
Vielen Menschen fällt es nicht leicht, sich hinzugeben. Sie sind voller Misstrauen, dass ihre Hingabe missbraucht werden könnte, dass sie sich selbst dabei verlieren könnten. Gerade Menschen, die Angst haben einen Fehler zu machen und sich eine Blösse zu geben, möchten alles kontrollieren: ihre Gefühle, ihre Partnerschaft, ihre Worte und Handlungen. Ihnen fehlt ein wesentlicher Aspekt gelingenden Lebens. Wer sich nicht hingeben kann, bleibt letztlich immer allein mit sich. Er kann einem anderen nicht in der Tiefe begegnen.
Wie wir Hingabe üben können
Will ich Hingabe üben, brauche ich ein Gewahrsein dessen, was im jeweiligen Moment geschieht. Es geht also zunächst darum zu lernen, die Wahrnehmung dessen was ist, zu vertiefen und zu verfeinern. Konkret: Den Strom meiner Gedanken, meiner Gefühle, meiner Körperempfindungen zu spüren und darüber hinaus möglichst viel von den Erscheinungen der Welt da draußen um mich herum differenziert wahrzunehmen. Wir tun dies, indem wir nach außen und nach innen lauschen.
Wenn wir beim Lauschen so achtsam wie möglich sind, können wir spüren, wann sich in uns Widerstände regen gegen das, was der Augenblick uns bringt. Auf der Erscheinungsebene merken wir vielleicht, dass wir unserem Gegenüber nicht mehr zuhören wollen und gedanklich ganz woanders sind.
Immer wenn wir es vermeiden, uns einer konkreten Situation hinzugeben, dann lohnt es sich, die möglichen Gefühle anzuschauen, die hinter oder unter der Situation liegen. Wenn wir nicht mehr zuhören wollen, liegt dem vielleicht eine uneingestandene Ablehnung unseres Gegenübers zugrunde.
Widerstand gegen Hingabe taucht häufig auch dann auf, wenn unsere Situation an sich mit Einschränkungen verbunden ist. Wenn wir z.B. schwer krank sind, so ist es nicht ganz leicht, uns dieser Krankheit mit allen Begleiterscheinungen widerstandslos hinzugeben. Gelingt es uns jedoch, unseren Zustand voll und ganz anzunehmen, uns also der Krankheit hinzugeben, so ist dies letztendlich ein angenehmer Vorgang.
Hingabe kann eine regelrechte Erlösung sein. Zwar hört die Krankheit nicht auf, doch wenn wir uns hingeben, wenn wir einverstanden sind, dann hört unser Kampf auf.
Hingabe ist das bedingungslose Eins-Sein mit dem Moment.
Vergleichsweise leicht fällt uns die Hingabe an angenehme Dinge: ein gutes Essen, ein freudiger Augenblick, eine schöne Landschaft. Kinder können sich mit ganzer Hingabe dem Spiel widmen. Sie lassen sich durch nichts stören, sie vergessen sich selbst im Spielen.
Ein Forscher kann sich seiner Arbeit mit Hingabe widmen und solange suchen, bis er eine Lösung gefunden hat, selbst wenn es Jahrzehnte dauert. Auch ein Handwerker, eine Putzfrau und ein Gefängniswärter können sich mit ganzer Hingabe seiner oder ihrer Aufgabe widmen.
Je achtsamer wir eine Tätigkeit verrichten, desto näher kommen wir dem Zustand der Hingabe. Es kommt nicht darauf an, was wir tun, sondern wie wir es tun.
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