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Die Macht der Freundlichkeit

Es kann ein Lächeln sein, ein aufmunterndes Wort, eine nette Geste oder ein Akt der Hilfsbereitschaft.

Jeder Mensch verfügt über die Gabe, das Leben eines anderen schöner zu machen und heller; ja sogar glücklicher.


Erstaunlicherweise sind wir uns dieser Kraft gar nicht so sehr bewusst. Also – wir wissen schon, dass wir sie haben, aber wir schätzen sie oft gering. Das jedenfalls behauptet Marc Aurel, einer der bedeutendsten römischen Philosophen, der im Hauptberuf Kaiser war. Er schreibt in seinen Selbstbetrachtungen:

Wenn wir irgendetwas unterschätzen in unserem Leben - dann ist es die Wirkung der Freundlichkeit.

Eine überraschende Ansicht für einen Mann, dem es oblag, eines der größten Reiche der Weltgeschichte zu regieren. Was er im Übrigen sehr erfolgreich tat. Von einem Herrscher hätte man Überlegungen zu Macht, Stärke und Durchsetzungskraft erwartet - aber zur Freundlichkeit? Schließlich steht diese Eigenschaft im Verdacht, sich gefährlich nahe an der Schwäche zu befinden.

Dabei verwechseln wir sie allzu oft mit Nettigkeit. Doch damit hat sie nichts gemein.

Macht kann sehr wohl mit Freundlichkeit einhergehen, denn wer freundlich ist, zeigt damit, dass er sein Gegenüber respektiert.

Und das steht auch dem Mächtigen gut zu Gesicht und hilft ihm beim Regieren. Deshalb war Marc Aurel überzeugt, dass Freundlichkeit der Dünger ist, der Seelen wachsen lässt. Wer freundlich ist, schafft Vertrautheit und Vertrauen. Diese Gewissheit sollte viel stärker wiegen als die Furcht, dass die eigene Freundlichkeit missbraucht werden könnte. Denn das kommt in Wirklichkeit viel seltener vor, als wir meinen.


Was aber macht die Freundlichkeit so mächtig? Die Antwort lautet:

Ehrlichkeit und Selbstlosigkeit.

Je weniger wir ein eigenes Ziel mit unserer Freundlichkeit verfolgen, desto größer ist ihre Wirksamkeit.

Absichtslose Freundlichkeit ist das eigentliche Geheimnis.

Dieser eine Moment der Freundlichkeit erhebt uns auf die Ebene von Mitmenschen; wir sind dann keine Fremden, keine Konkurrenten, keine Ausländer, keine Reichen oder Armen mehr, sondern einfach nur Menschen, die in einem Augenblick alle Grenzen, Barrieren und Unterschiede überwunden haben.


Eigentlich ist es ganz einfach, freundlich zu sein, und doch tun wir uns oft so schwer damit. Vielleicht liegt das ja daran, dass wir die Kunst der Freundlichkeit verlernt haben. Vielleicht bedarf es nur einer kleinen Anstrengung, um auf den Weg des freundlicheren Miteinanders zu finden.


Und für den, der an seinen Fähigkeiten zweifelt, hält Marc Twain eine Ermunterung bereit: „Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.“


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